Ich kann nicht aufhören, die Werbetrommel zu rühren für die kleinen Jedermann-/Hobbyrennen, die die umliegenden Radvereine während ihrer Renntage veranstalten, denn sie haben es einfach verdient! Am Sonntag war in Pulheim wieder so eine Gelegenheit für Lizenzlose Fahrer (im engen Zeitplan zwischen C-Klasse und Schülerrennen) fünf mal auf den windanfälligen 6km-Rundkurs zu gehen. Für schlappe 10 € Startgebühr (Spottpreis im Gegensatz zu den meisten kommerziellen Jedermannveranstaltungen) bekommt man als Jedermann bei diesen Rennen nämlich am ehesten den Radsport, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt, nämlich mit zusammenhängendem Feld (nein, nicht nicht-enden-wollend-800-Fahrer-stark, nur etwa 50), Attacken (nein, nicht einfach die Fahrer, die links etwas schneller als der Rest fahren, sondern echte Attacken, denen nachgesetzt wird, was echt weh tun kann), engen schnell durchfahrenen Kurven (in denen schon mal Pedale aufsetzen und Hintermänner abschmieren), Stürzen auf der Zielgerade, prämierten Zwischensprints (von denen ich eine Prämie als zweiter hinter dem späteren Gewinner mit Tigersprung ergatterte und die nächsten Runden lang kurz vor der Bewusstlosigkeit war, während die anderen Platzierten schon 20 Meter nach dem Sprint wieder ein lockeres Pläuschchen hielten) und Seriensiegern.
Ein weiterer Pluspunkt der Hobbyrundstreckenrennen im Kölner Raum: Man begegnet mit großer Wahrscheinlichkeit Enrico Muax (= der neuen Präsident von UCI und BDR, außerdem nachträglicher 30facher Toursieger, Quelle: Link). Der nimmt zwar begrüßenswerterweise in seinem Podcast den Radsport schon mal auf die Schippe, fährt aber bei solchen Veranstaltungen im Ernst schnell Rad. Diesen Sonntag in Pulheim wurde er allerdings selbst vom Streckensprecher (unfreiwillig?) auf die Schippe genommen und als drittplatzierter ausgerufen, was jedoch dann ein anderer Fahrer war. Nägste Male bisste auffe die Podiumm! Nachtrag: Hier schildert Enrico, wie sein doch-nicht-Sieg zustande kam.
Und jeder der das liest ist nicht doof, sondern bei der nächsten Gelegenheit mit auf der Strecke, nämlich beim Komet von Hürth.
Lieber PaOle,
da kann ich Dir nicht immer ganz folgen:
„Für schlappe 10 € Startgebühr (Spottpreis im Gegensatz zu den meisten kommerziellen Jedermannveranstaltungen)“
Ja, im Gegensatz zu den großen Jedermannveranstaltungen. Aber wenn wir mehr zahlen müssen als der normale Lizenzfahrer, dann würde ich auch von kommerziellen Jedermannrennen sprechen, denn dann geht es darum mit uns einen Teil des restlichen Rennens zu bezahlen. Und z.T. spärlich ausfallende Preise für die Sieger sprechen da eine deutliche Sprache!
„bei diesen Rennen nämlich am ehesten den Radsport, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt, nämlich mit zusammenhängendem Feld, Attacken“ etc.
Wenn Du wirklich solchen Radsport willst, dann fahr Lizenzrennen, denn in den Jedermannrennen wird eher eine „Light“version davon geboten. Aber das ist natürlich alles eine Frage der Sichtweise. Nur wenn Du bei den „kommerziellen“ Jedermannrennen vorne mitfahren würdest (könntest), dann würdest Du das viel mehr erleben. Vielleicht passiert da hinten einfach nicht genug von.
„Wir wollen aber noch hoffen, dass die Jedermannszene im Gegensatz zum Profifeld Dopingfrei ist“
Die Hoffnung stirbt zuletzt und so wird es auch in Jedermannfeldern immer wieder Gedopte geben. Wobei die Frage natürlich ist: mit was!? Vielleicht eine Aspirin Complex genommen oder Wick MediNait oder hat da jemand wirklich Testosteron oder gar schlimmeres zugeführt? Aber davon mal abgesehen muss man nicht hinter jedem der besser und schneller ist immer gleich das Schlimmste vermuten. Vor lauter Neid erkennen einige nämlich nicht, dass die da vorne 1. vielleicht einfach besser sind, 2. vielleicht mehr und 3. sinnvoller trainieren!!! Zu 1. noch: oder war bei den Bundesjugendspielen auch jeder gedopt der besser war als Du??
Grüße von dem der nach den Sprints noch sprechen konnte und am Tag zuvor sogar noch „Rad am Ring“ gefahren ist. Und das ganz ohne Doping. Nur einfach mit regelmäßigem Training über einen Zeitraum seit nun schon fast 10 Jahren – da sollte halt was hängen geblieben sein!
Hi Holger, danke für deine Antwort!
Ich glaube in den meisten der Punkte konntest du mir ganz gut folgen, wobei ich einräumen muss, dass der schnell von mir gezimmerte Bericht zu einigen Missverständnissen führen konnte und dies offensichtlich auch hat.
Sagen wir so: Mir ging es zunächst darum, dass Preis-Leistungsverhältnis zu den „großen“ Jedermannveranstaltungen als positiv hervorzuheben, allen voran zu Rund um Köln, wo ich häufig den EIndruck habe, die Profis erheblich mitzufinanzieren. Das tue ich allerdings auch gerne, wenn dadurch dieses schöne Rennen erhalten bleibt. War dein Preis denn spärlich? Dass jede Runde drei Fahrer eine Prämie bekamen wirkt auf mich jedenfalls schon ganz großzügig.
Zur Light-Version: Genau die will ich und mit der bin ich voll zufrieden. Besonders, wenn ich dafür nicht so schnell fahren muss/können muss, wie bei Lizenzrennen oder der Spitze von RuK und Konsorten. Sieh bitte meine Formulierung „am ehesten“ am ehesten als rhetorisches Mittel der Übertreibung an!
Zum letzten Punkt: Hier haben wir uns eindeutig missverstanden! Doping wollte ich niemandem aus dem Fahrerfeld von Sonntag unterstellen, sondern (die Hoffnung stirbt zuletzt) nur die generelle Hoffnung auf einen sauberen (Hobby-) Radsport äußern, da mir gerade die schlechten Nachrichten aus NewYork begegneten.* Wenn durch die räumliche Nähe der Sätze im Bericht bei dir der Eindruck des Vorwurfs entstanden ist, dann kann ich nur sagen: Entschuldigung, bei weitem nicht meine Absicht. Im Gegenteil: Mit Stolz, eine Prämie ergattert zu haben zolle ich dir und den Kollegen dafür, nach mehreren Prämiensprints wieder locker Pläuschchen zu machen und am Ende auch noch (ganz) vorne zu landen größten Respekt, keinen Neid.
*Die Stelle habe ich daher gelöscht, wen die Info interessiert, dass es also leider auch im Hobbybereich offensichtlich (EPO-) Doping gibt, hier ein Link.
Ich kann mich dem Kapitän nur anschliessen, ich war vor einigen Wochen bei einem Hobbyrennen in Troisdorf und war ebenfalls total begeistert, weil es eben nicht einfach eine Kette von tausenden Radfahrern ist. Sondern man sich schon so ein bisschen, wie Herr Schleck oder Herr Evans vorkommt und man alles versuchen muss um das Rad des Vordermannes zu halten. Mit der Lizenz ist dass ja schön und gut, aber wenn man sich da am Wochenende 2 Euronen spart, um dann 90 min. ma so richtig eine auf die 12 zu bekommen, muss ich doch sagen dann trinke ich eben ein Kölsch weniger und Versuche mit dem Hauptfeld ins Ziel zu rollen. Wenn sich da bei mir in nächster Zeit unverhofft ein Zeitfenster öffnet und ich nächstes Jahr 10000 km schaffe. Dann bin ich der letzte der da Nein sagt.
Forza Scuderia
Ist schon in Ordnung soweit. Allerdings jaulen halt immer so viele rum und das kann ich langsam nicht merh hören. Daniel Gottwald fängt jedes Mal an zu weinen, wenn ich um die Ecke biege und bei den kleinen Renne starte und das nervt. Ich beklage mich auch nicht, dass ich bei den großen Rennen gegen Ex-Jugendnationalfahrer etc.antreten muss. So ist das nunmal.
Die „großen“ Rennen sind zwar teuer, dafür bieten sie i.d.R. aber auch mehr. Man darf einfach nicht vergessen, was für ein Aufwand dahinter steckt eine Strecke von 60 bis 150 km ggü. einer 1 bis 6 km Runde abzusperren. Das ist z.T. mit erheblichen Kosten verbunden. Aber natürlich wollen die damit auch gerne Gewinn machen. Das finde ich auch nicht verwerflich, wenn die Leistung stimmt. Aber wenn innerhalb eines Lizenzrennens, wo die Orga eh steht, nur eine Gruppe mehr zahlen muss, dann ist ganz klar wohin der Hase läuft.
Es gibt Rennen, wo die Fahrer viel gewinnen können (Schwadorf) und andere, da bekommt man gerade mal einen Blumenstrauß in die Hand gedrückt (den hätte ich mir für die 10 Euro Startgeld auch selber kaufen können!). Ich warte nichts großes, aber das Gefühl nur Zubrot zu sein. Dann sollen die Veranstalter es lieber sein lassen. Und in Pulheim gab es zwar Prämien, aber die dürfen bei Jedermännern ja nicht in Geldform sein. Also gab es gesponserte Sachprämien. Der Veranstalter hat also keine Kosten und dann bekommt man teilweise echten Blödsinn. Für Platz 2 in Runde 1 bekam ich ein Aitos Trikot in Größe XL (habe ich dem Veranstalter geschenkt. Platz 1 Runde 2: eine Aitos Wintermütze mit Zugband (sehr sinnig, wo man als Radsportler heutzutage auch im Winter mit Helm fährt – außerdem potthäßlich). Platz 2 Runde 3: 2 Schläuche – okay. Platz 2 Runde 4: Einen Kaffeethermosbecher – auch okay.
Doping: Da kann man mir auch nichts unterstellen, denn ich weiß, wie viel Zeit ich in diesen Sport investiere. Und Geld kostet er auch. Aber während andere ständig mit dem neuesten Material um die Ecke kommen, überlege ich mir sehr genau was sinnvoll ist und was die Börse hergibt. Für irgendeinen Doping scheiß wäre mir mein Geld nicht nur viel zu schade und ich wüsste es anderweitig netter zu investieren, auch bin ich stolz auf meine eigen erbrachten Leistungen. Was könnte ich mir auf meine 8:08 h beim Ötzi einbilden, wenn ich es nicht mit eigener Stärke, sondern durch Präparate geschafft hätte. Ich verzichte aus Überzeugung sogar auf die meisten Nahrungsergänzungsmittel, weil der Großteil davon absoluter Humbug und Geschäftemacherei ist!
Ich kenne all diese Berichte über Doping im Breitensport und er ist garantiert auch verbreiteter als man denkt. Aber nun auch wieder nicht so stark oder stärker als in anderen Breitensportarten mit Ausdauercharakter. So ist halt unsere Zeit und das muss man akzeptieren oder es sein lassen. So lange ich in den Spiegel schauen kann ist alles gut. Und was die anderen machen ist mir egal. Das ist ihr Leben, aber evtl. auch ihre gesundheitlichen Schwierigkeiten.
Ich mag nur diesen Neid in Deutschland nicht und die Missgunst, sobald einer schneller und besser ist. Wie oft habe ich von den langsameren Fahrern schon gehört: „die da vorne dopen doch eh alle“. Ich habe noch nie etwas gesehen. Und mir hat auch noch nie einer was angeboten. Wenn jemand erzählt im letzten Jahr hätte er beim Dreiländergiro zu Beginn des Anstiegs zum Stilfser Joch gesehen was da alles am Straßenrand lag. Da kann ich nur sagen – Schwachsinn! Denn ich war da und bin ganz vorne rein und drüber gefahren. Da ist auch viel Wunschdenken dabei. Der Wunsch nämlich seine eigene Leistung dadurch besser zu reden, statt sich einfach damit abzufinden das es andere gibt, die besser sind. Das erlebe ich selbst oft genug. Und ich bewundere diese Leute ob ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit.
Und Euch bewundere ich für Eure Lust am Rad fahren, auch wenn es nicht immer zu den ganz vorderen Platzierungen reicht. Ohne Leidenschaft wäre unsere Sport längst tot. Also erhaltet sie Euch!
Gruß
Holger