Bilder wie dieses vom durchnässten Jan Barta bei spritziger Fahrt durch eine 5°C-warme Kölner Pfütze sollen in Zukunft der Vergangenheit angehören. Dafür verlegt man den Radklassiker in Zukunft auf Mitte Mai. Steigende Teilnehmerzahlen bei der ebenfalls verschobenen Jedermannversion des Rennens („Skoda Velodom“) sind dabei wahrscheinlich aus finanziellen Gründen mehr als nur ein Nebeneffekt. Bereits kurz nach der Austragung von Rund um Köln 2011 geisterte das Gerücht durch die Radwelt, man würde das Rennen in sommerlichere Zeitgefilde verschieben. Wie acht durchgefrorene Scuderisti am durchregneten Ostermontag 2012 leidvoll erfahren mussten, blieb es ein Gerücht. Jetzt findet man seit gestern quasi-amtliche Meldungen, darüber, dass Rund um Köln von nun an Mitte Mai stattfindet. Der genaue Termin für 2013 soll der 12. Mai sein. Hinter der Terminverschiebung steht die große Hoffnung auf besseres Wetter, so dass uns Fotos wie das obige von Jan Barta oder auch dieses von der ins gefrorene Wasser gefallenen Rund um Köln Challenge 2008, erspart bleiben.
Gemäß der nun eingetroffenen offiziellen Mitteilung der Veranstalter entspricht man mit der Terminverschiebung vor allem den Wünschen der Profi- und Hobbyfahrer. Der spätere Renntermin soll Abseits großer Frühjahrsklassiker liegen und so populärere Profis nach Köln locken. Außerdem soll der Maitermin mit seiner gesteigerten Sonnenscheinwahrscheinlichkeit auch mehr Schönwetterfahrer an den Start des Jedermannrennens bringen, denn diese sind für den Veranstalter bares Geld. Vergleicht man die Starterzahlen von Rund um Köln (ca. 3000) mit denen anderer deutscher Metrolpolen wie Berlin (über 10.000) und Hamburg (über 20.000), die deutlich später im Jahr stattfinden, liegt der Gedanke nicht fern, dass der frühe Kölner Termin einige Hobbyfahrer noch im Winterschlaf(f) oder im österlichen Reisefieber erwischt. Dass Organisator Artur Tabat den Renntermin aber nicht nur zu Gunsten des Teint der Teilnehmer in sonnigere Zeiten verschiebt rechnete schon der Express vor, als das Gerücht um eine Verschiebung erstmals laut wurde: Eine gesteigerte Zahl von Anmeldungen im Jedermannbereich soll auch die Existenz des teuren Profirennens sichern, denn schon in den vergangenen Jahren stellte diese Einnahmequelle eine bedeutende Basis der Finanzierung der Spitzenteams dar.
Ein weiterer pragmatischer Vorteil des späteren Termins (außer dem Wetter) ist, dass nun die Marathon-laufenden Scuderisti keine Ausrede mehr haben, sich nicht für RuK anzumelden, da sie eine Woche vor Ostern Bestzeiten rennen wollen. Auch manche bessere Hälfte freut sich vielleicht über die Möglichkeit in den Osterferien mehrere Tage am Stück verreisen zu können (ich arbeite bereits daran, diesem Planungsvorhaben den nötigen Touch Trainingslager zu verleihen). Nicht zuletzt bilden Einnahmen aus dem Jedermannrennen vermutlich eine halbwegs verlässliche Basis für die ganze Veranstaltung. Wird das Potential zusätzlicher Startgelder aus dem Jedermannrennen weiter ausgereizt, hilft dies wohl auch, die Existenz dieses Klassikers in Zukunft zu sichern. Traurige Szenen mit Veranstalter Tabat, der im Interview mit Enrico Muax zur finanziellen Situation nach dem Schneechaos 2008 und Sponsorencrash 2009 sichtlich mit den Tränen kämpfte (ja, Tränen in einem Muax Interview!), bleiben uns dann also hoffentlich erspart.
Natürlich hat auch niemand etwas dagegen einzuwenden, ein Rennen bei voraussichtlich schönerem Wetter zu bestreiten. Aber dass man als Jedermann bei einem Rennen wie Rund um Köln nicht nur für seine eigene Strassensperrung und -verpflegung blecht, wird durch die Terminverschiebung noch einmal besonders bewusst gemacht. Vielleicht drängt sich dem ein oder anderen Hobbypedalisten nun die Frage auf, ob die Jedermänner die richtigen sind, die hier für andere Bereiche des Radsportes mit zur Kasse gebeten werden. Seit über hundert Jahren säumen hunderttausende die Strassen, wenn die großen Namen des Radsports über Kopfsteine und Asphalt jagen – für lau. Dass die Rennfahrer nicht nach dem Rennen die gleiche Strecke retour fahren müssen um mit der Blechbüchse Eintrittsgelder von den Zuschauern einzusammeln haben wir Sponsoren zu verdanken, die ihrerseits wieder auf die Zuschauer angewiesen sind. Ist es aber nun fair, bei den Hobbysportlern einzutreiben, was die Sponsoren wegen Dopingversumpfung des Profibereichs nicht mehr zu zahlen bereit sind? Nein, logischerweise nicht, besonders dann, wenn es sich um Breitensport zur Steigerung des eigenen körperlichen und gesundheitlichen Wohlbefindes geht. Aber letztlich steht es jedem frei, sich für Rund um Köln und Konsorten anzumelden (Henninger Turm, Cyclassics, MS-Giro, man denke noch an den Berliner Velothon, bei dem die gesunde Finanzkraft eines Jedermannrennens ein Profirennen überhaupt erst hervorgebracht hat) und ich werde es wieder und wieder tun. Ob Ostern oder Mai ist mir dabei einerlei. Wobei es mich verärgert, dass ich bei dem späteren Mai-Termin meine bestechende Frühform bei Rund um Köln nicht so gut zur Geltung werde bringen können. Das könnte dann aber z.B. bei Köln-Schuld-Frechen geschehen, das ab 2013 wohl auch in einer Jedermannversion angeboten wird, wie hier zu lesen ist (auch kleinere Veranstaltungen folgen mittlerweile dem Trend und bieten Jedermannrennen an).
Für meine Anmeldungen bei Jedermannrennen im Rahmen des Profi-Zirkus werde ich in Zukunft aber die Veranstalter um eine Spendenquittung bitten.
Lesen Sie demnächst: Heldenhafte Hobbyradsportler retten völlig uneigennützig nach dem gesamten Radsport nun auch den Nürburgring und die griechische Staatskasse!
Und wenn am Bensberger Schloss die Sonne lacht, lacht auch die Scuderia.
Verstehe wie so häufig nicht ganz die Aufregung, geht es um den Termin, das Geld, um den Kölner Frühjahrsklassikerraub. Diverse Jedermann Veranstaltungen, die im richtigen Rennmodus, also mit Zeitnahme und gemeinsamen Start ausgetragen werden kosten vergleichbares oder meistens mehr! Daher könnte man dem Herrn Tabat eher ein Riesenkompliment machen, dass er es schafft ein großes Radsporteventpaket zu schnüren und nicht der Gewinnmaximierung hinterherhechelt. Die Frage, die man sich stellen könnte ist, wie günstig wäre es ein pures Jedermannrennen zu organisieren, dass bei der Organisation, Verpflegung und Streckenführung keine Wünsche offen lässt und dabei nur die schwarze Null zum Ziel hat? Aber wer hat soviel Zeit und Herzblut, dass ehrenamtlich zu organisieren? Dies hat wohl kaum einer oder darf man vielleicht ein Gehalt einrechnen? Viel Diskussionsstoff für lange Wintertage.
Mein Ansinnen dieser ganzen Zeilen, wäre aber noch etwas ganz anderes, denn wenn man den Jedermann- und Breitensportgedanken in den Fokus stellen möchte, dann frage ich jetzt mal: Welches Jahr war denn das schönste RuK? Und wie war es für Eure Freunde und Bekannte? Wie intensiv ist die Erinnerung? Und erst recht im Vergleich zu allen gefahrenen RuKs? Keine Ahnung mehr? Klar 2012 ist Euch noch die Zielzeit bekannt; der Abstand zu Euren Freunden, vielleicht ist etwas „außergewöhnliches“ passiert, aber habt ihr es gemeinsam gemacht?
Also warum immer teure vorgefertigte Veranstaltungen besuchen? Wird die Ergebnisliste zur Selbstbestimmung gebraucht? Ich stehe in der Ergebnisliste, also bin ich?
Zurück zum Ansinnen: Setzt das miteinander fahren und erleben wieder in den Vordergrund! Sucht Euch Strecken die Ihr noch nicht kennt, macht Expeditionsfahrten, Ortsschildtreibjagden, fahrt mal wo anderes hin und startet erst dort die Tour. Egal – so kann man trefflich schon im Vorfeld über Tourenverläufe reden und echt gemeinsam fahren, als nur über die Auswahl des nächsten Events zu sprechen und ein Rennen „gemeinsam“ fahren. Besucht von Vereinen ehrenamtlich ausgetragene Ausfahrten und unterstützt so den Jedermann & Breitensportgedanken. Wie immer gilt – jeder darf seine eigene Meinung haben und sicher ist auch, dass ich mir nächstes Jahr eine Veranstaltung aussuchen werde, für die ich gutes Geld bezahlen werde, aber meldet Euch nicht für tausende Sachen an und diskutiert dann über die Startgelder!
Viele Grüße und hoffentlich sehen wir uns bald wieder auf dem Rad!
B.Rocken
Jeah, die Antwort von B.rockt. 😉
Zur Klärung deines zu Beginn geäußerten Unverständnisses: Keine Aufregung wegen der Terminverschiebung: Auch wenn ich mich gerne selber quäle – ganz besonders auf dem Rad – begrüße ich die Fahrt bei potentiell besserem Wetter. Bleibt als Aufreger also nur das Geld, der schnöde Mammon. Klickt man sich mal durch die Rennen der German Cycling Cup Serie stellt man fest, dass RuK hier eines der teuersten Rennen darstellt (wobei die Unterschiede aber wirklich nicht groß sind). Ein „pures Jedermannrennen […], dass bei der Organisation, Verpflegung und Streckenführung keine Wünsche offen lässt“ ist in meinen Augen die Tour d’Energie in Göttingen. Dort gibt es m.E. vor allem darum ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, weil man bei inklusivem Frühstück und Pasta-Party auch noch die Gelegenheit hat, sich gemeinsam mit dem Team auf ein paar Bierzeltgarnituren zu quetschen.
Artur Tabat und Co. haben auf jeden Fall größten Respekt und riesen Komplimente für Ausrichtung, Orga, Rettung und Erhaltung von RuK verdient, keine Frage! Ich habe aber eben den Eindruck, dass die Finanzierung des Profirennens durch Sponsoring wegen der Doping-bedingten Imageverschlechterung des Radsports zunehmend schwieriger wird und nun zunehmend durch Jedermannrennen erfolgt. Dies finde ich grundsätzlich verkehrt, beteilige mich aber trotzdem gerne weiter mit meinem bescheidenen Anteil an diesem Finanzierungsmodell, da mir das Gesamtpaket RuK als Gemeinschaftserlebnis, persönliches Sportereignis und Profi-Zuschauererfahrung einfach zu viel Spaß macht. Daher werde ich also diese (und wenige weitere, im Einzelnen Göttingen) vorgefertigte und teure Veranstaltungen wieder besuchen, denn ich habe bei RuK 2012 auch bei 5° C und Dauerregen einen Heidenspaß gehabt, auch als Gemeinschaft besonders lange vor (Vorbereitung), kurz vor, in Teilen während und besonders nach dem Rennen. Ich glaube du kennst mich darüber hinaus gut genug, um zu wissen, dass mir eine Ergebnisliste nicht besonders viel bedeutet und keine besonders große Motivation zur Teilnahme an derlei Events darstellt.
Das alles widerspricht aber natürlich nicht deinem Ansinnen, welches ich vollständig gut heiße. Nichts liegt mir ferner, als nächstes Jahr ausschließlich „kommerzielle“ Jedermannrennen zu buchen (und mich hinterher über das Startgeld zu beschweren). Wenn für dich der Eindruck entstanden ist, dass das Scuderia-Jahr 2012 nur aus solchem bestanden hat, dann mag das einerseits daran liegen, dass mir als (und ich glaube ich darf mich bei aller Bescheidenheit so nennen:) einem der Motoren der Scuderia (eher bezogen auf die Orga als auf das Fahren im Wind) in diesem Jahr aus beruflichen Gründen die Zeit und Energie fehlte, extravagante (Gemeinschafts-) Aktionen ins Leben zu rufen. Andererseits konntest du dich aber sicher an einem sommerlichen Dienstagabend selbst davon überzeugen, dass auch ein regelmäßiges feierabendliches Ausfahren in einer relativ großen Gruppe einen Effekt erzeugt, der deinem Ansinnen nach gemeinsamem Erleben des Fahrtwindes entspricht.
Dieses im nächsten Jahr stärker auf die Agenda der Scuderia zu setzen ist ein Ziel, an dem wir derzeit arbeiten, danke dir, dass du den Fokus darauf verschärft hast. RuK und eine kleine Zahl ähnlicher Veranstaltungen werden aber sicher auch auf dieser Agenda stehen und ich hoffe, dass wir beide bei einer solchen gemeinsam am Start sein werden, besonders z.B. bei Rad am Ring…?!