„Tour de Frites“ op Kölsch –
für eine Handvoll Fritten
Was passiert,
wenn jemand zu viel vom Radfahren in seiner alten Heimat schwärmt.
Was passiert, wenn jemand zu viel vom Radfahren in seiner alten Heimat schwärmt (und den besonderen kulinarischen Genüssen, die man dort genießen kann)?
Die Scuderisti wollen hin!
225 km – für eine Handvoll Fritten?
Nichts leichter als das, dachte sich Laura von der Scuderia Suedstadt in Köln und plante eine Route nach Maastricht – 225 km hin und zurück. Nur um ein paar Fritten zu essen?! Korrekt! Das klingt doch nach der perfekten Idee für einen gelungenen Sonntag. Und so fand sich am Sonntagmorgen spontan eine Gruppe aus 9 teils Langstrecken erprobten Scuderisti am Eierplätzchen in der Südstadt ein.
Angesichts der bevorstehenden Distanz schlackerten uns bereits im Vorfeld die Knie. Egal, unser Kurs und das Ziel waren klar bestimmt – und los ging es: immer Richtung Westen, mit Rückenwind zunächst flott über Elsdorf nach Jülich und dann den alten Bahntrassenradweg hinauf Richtung Alsdorf.
Die Standpumpe als rettende Begleiterin
Ein erster größerer Defekt eines Mitfahrers (Kettenriss) konnte die gute Stimmung nicht trüben, da dieser Dank eines vorausschauenden anderen Mitfahrers, der die „komplette Werkzeugkiste“ im Gepäck hatte, schnell wieder behoben werden konnte. Als kleine Überraschung wartete bei Kilometer 80 als erste Einkehr ein herzlicher Empfang im Garten von Lauras Elternhaus mit Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen.
Ein sich ankündigender, schleichender Platten wurde vorsorglich noch einmal aufgepumpt, denn bekanntlich pumpt es sich ja deutlich besser mit einer Standpumpe, die Wasserflaschen wurden gefüllt und dann ging es auch schon über die Grenze.
Über die von Laura im Vorfeld als „limburgische Toskana“ angekündigte Traumstrecke, die ihren Spitznamen redlich verdient hat, ging es ins Geultal bis ins Radsportmekka Valkenburg, dem wohl touristischsten Ort der Niederlande, wo wir den berüchtigten Cauberg erklommen, an dessen Ende sich lange Zeit das Ziel des Amstel Gold Race befand und an dem Philippe Gilbert auch 2012 Weltmeister wurde. Spätestens hier war zu sehen, dass die NiederländerInnen extrem Radsport begeistert sind, traf man doch eine beachtliche Menge größerer und kleinerer Gruppen unterwegs. Von dort aus rollten wir hinab nach Maastricht, überquerten die Maas und fanden uns auf dem Maastrichter Marktplatz ein.
Auf die Fritten folgt die Rampe folgt die Abkühlung
Lauras Aachener Heimatradverein pflegt die Tradition nur zum Fritten essen rüber nach Holland zu fahren, die sogenannte „Tour de Frites“. Aus Köln ist die Anfahrt etwas weiter, dafür schmecken die Fritten aber doppelt so gut und so ließen wir es uns richtig gut gehen. Erst bei der „Friture Reitz“ und dann ein paar Meter weiter im Radsportcafé „Alleycat“, bei dem wir nicht die einzigen Gäste waren, die die Idee hatten an diesem Tag aus Köln nach Maastricht und zurück zu fahren. Praktischerweise gab’s vor Ort eine Standluftpumpe (die wie wir ja wissen wesentlich komfortabler ist) und man konnte direkt einen Ersatzschlauch käuflich erwerben, wovon wir dann auch leider Gebrauch machen mussten.
Der Rückweg begann mit einigen Tücken. Schon vor dem nächsten Anstieg, dem Bemelerberg, mussten wir uns wegen eines Gewitterschauers unter einer Brücke unterstellen. Es folgte der nächste Platten einer Mitfahrerin (aber in Limburg wird einem direkt mit einer Standluftpumpe (!) ausgeholfen, weil man zufällig grade vor dem Haus eines Radfahrers steht), keinen Kilometer weiter ein anderer Platten und dann direkt nochmal eine Dusche, die uns kurzzeitig am weiter fahren hinderte. Weiter auf der Tour ging es dann den Kruisberg hoch, eine wirklich fiese kleine Rampe und kaum als wir wieder zurück über die Grenze waren, gab es auch schon den nächsten Gewitterschauer, der uns eine dreiviertel Stunde unter einer Unterführung ausharren ließ, während die Temperatur von 29 auf 15 Grad fiel.
WiederholungstäterInnen – garantiert!
Wer jetzt denkt, die Tour könnte bei so viel Pech auf einmal keinen Spaß gemacht haben, der irrt sich aber gewaltig! Trotz aller Verzögerungen nahmen wir guten Mutes die Rückfahrt nach Köln an, die uns knapp am Nordrand der Eifel vorbei zurück bis in die Südstadt führte. Es gab sogar noch einen weiteren Platten auf dem Rückweg (ja auch in Nörvenich gibt es nette Anwohner, die eine Standluftpumpe anbieten), aber selten wurden an einem Büdchen in der Kölner Südstadt am späten Sonntagabend glücklichere Gesichter gesehen als an diesem Tag! Die überragend schöne Strecke, der herzliche Empfang bei Lauras Eltern, die tolle Truppe und vor allem das Gefühl über sich hinaus gewachsen zu sein und die für den Durchschnitts-Latte-Fahrer doch recht lange Distanz dank gegenseitiger Unterstützung bewältigt zu haben, hinterließen bei allen Mitfahrern eine schöne Mischung aus Erschöpfung und Glückseligkeit. Und alle waren sich einig: Das müssen wir nochmal machen!