Des Radlers neue Kleider

Dies Bild stammt nicht von der Präsentation eines heiß ersehnten neuen deutschen Pro-Tour-Teams sondern vom Morgen des Ostermontag 2011.

Vor dem Start der Rund um Köln Challenge stattete nämlich RWE 100 Jedermänner mit neuen Radtrikots aus.

Weil Jonas jüngst den aus Funk und Fernsehen bekannten RWE-Boss Großmann beim „Kamingespräch“ vom Trikotsponsoring bei der Scuderia Suedstadt überzeugte (Lobbyarbeit für den Radsport?), kam der Kontakt mit der Marketingabteilung von RWE zustande. Diese unterbreitete uns daraufhin den Vorschlag an einer Sponsoringaktion für einen guten Zweck teilzunehmen. Wir sollten bis zu 100 Rund-um-Köln-Challenger dazu bringen, ein RWE-Trikot für 5,- € zu erwerben. RWE wollte die Trikots stellen und 500,- € an die ambulante Fahrradwerkstatt der Diankonie Michaelshoven spenden. Die ambulante Fahrradwerkstatt unterstützt Jugendliche mit und ohne körperliche Beeinträchtigung bei der Integration in Beruf und Gesellschaft und liegt mit ihrem Sitz in Rösrath quasi an der Strecke des Rennens.

Wir Scuderisti bloggten, posteten und mailten also von dieser Aktion und so fanden sich vor dem Start des Jedermannrennens bei Rund um Köln die edlen Spender ein. Ebenso am Start waren die Marketingstrategen von RWE: unser netter Kontaktmann Przybylla, der die Trikots verteilte und dessen Chefs, die die Spende überreichten und eine Dankesrede an die Teilnehmer der Aktion richteten. Die Teilnehmer, die schon eine Stunde vor Rennbeginn der Challenge über 123 km vorbeischauten sind hier auf den Fotos zu sehen. Auf dem nächsten sind neben Jonas noch Jan Bakowsky von der ambulanten Fahrradwerkstatt und die Marktetingleiterin von RWE.

 

Rund in Apeldoorn

Von der Südstadt bis ins holländische Apeldoorn sind es knapp 200km. Da lohnt es sich doch, bei der diesjährigen Bahnrad-WM vorbeizuschnuppern. Ein äußerst abwechs-lungsreicher Tag, leider ohne Erfolge der deutschen Starter. Dafür war mächtig was los, als die Niederländerin Marianne Vos Gold im 10km-Scratch rennen holte. Außerdem hatten wir noch reichlich Gelegenheit, die australische Nationalhymne auswendig zu lernen.

Hier noch ein paar Schnappschüsse:

Rätsel – Wer ist das?

Großes Scuderia-Rätsel: Welcher unserer gestandenen Rennfahrer wurde hier in frühen, erfolgreichen Jahren abgelichtet?

Antworten bitte an: axel@scuderia-suedstadt.de !

Preis: Unter allen, bis zum 28.2.2011 eingegangenen, richtigen Einsendungen wird ein Scuderia-Button verlost!

Von Rahmengrößen und Esoterik

Wie bereits berichtet, stand für mich in der jüngeren Vergangenheit die Anschaffung eines neuen Rahmens an. Das sich dies etwas hingezogen hat erkennt man, wenn man die Daten der Blog-Einträge vergleicht. Gründe der Verzögerung: Eine allgemeine Entscheidungsschwierigkeit als Grundeigenschaft des Autors gepaart mit dem Anspruch den neuen Rahmen mindestens so lange wie seinen Vorgänger nutzen zu wollen, weshalb er perfekt zum Käufer passen musste. Da ich als passionierter Internetteilekäufer eine biometrische Körpervermessung im Shop nicht in Anspruch nehmen konnte oder wollte, musste ich mich zunächst im Bereich Rahmengeometrie autodidaktisch fortbilden und im Anschluss auf Zollstock und Maßband zurückgreifen.

 

Besonders ersteres, die Fortbildung auf dem Gebiet von Rahmengeometrie und Körper erwies sich hier als unterschätzte Hürde. Ich erinnerte mich zunächst an einen Kommentar auf der (hier bereits unter den Links zu findenden) Seite Rad:Technik, dass die Methode, die Rahmenhöhe aus der Schrittlänge zu bestimmen, veraltet sei. Daraus ergibt sich die Frage, wie man denn dann den optimal zum Körper passenden Rahmen finden kann, wenn nicht (allein) über die Schrittlänge? Wie nicht anders zu erwarten, wartet das Internet als Quelle der Wahl hier mit unzähligen verschiedenartigen Antworten auf. Ich möchte im Folgenden nicht in die Diskussionen zum „Frame Fitting“ einsteigen, da mir letztendlich wohl die Grundlagen in Sportphysiologie, Biomechanik und what so ever schlicht fehlen. Statt dessen gibt es eine kurze subjektive, flapsige Überschau über verschiedene Ansätze und Hilfestellungen samt dazugehöriger Links.

 

Die Bandbreite der Meinungen zum Thema Rahmen-geometrie und Körperproportionen reicht vom einen Extrem der bereits erwähnten professionellen Körpervermessung mittels Laser und/oder einer verstellbaren ergometer-ähnlichen Folterbank resultierend in einem individuell gefertigten Maßrahmen bis hin zum einfachen Kommentar, das sei alles Vodoo, denn letztendlich entscheide einzig und allein die Probefahrt. Soviel sei nun doch zur Diskussion beigetragen, dass ich mich in meiner Rahmenwahl für die Grauzone zwischen diesen Polen entschied, da ich zum Einen im Internet schlecht einen Rahmen bestellen, unaufgebaut probefahren und dann gegebenenfalls wieder zurückgeben kann. Zum Anderen bin ich der Meinung, dass auch nicht-individuelle Rahmen zum Fahrer passen können,  weil dort wo im professionellen Radsport das meiste Geld umgesetzt wird, z.B. bei der Tour, überwiegend auch nicht auf Maßrahmen sondern auf Produkten von der Stange des Sponsors gefahren wird.

Meine Methode zur Ermittlung des passenden Rahmens, war es schließlich, meinen Körper gemäß den Vorschlägen aus dem (oben als Grauzone bezeichneten) Mittelbereich an Meinungen zu vermessen und (wegen Preis und Gretchenfrage Carbon vs. Alu) in Frage kommende Rahmen mit den daraus berechneten Idealwerten für die Proportionen einzelner Komponenten der Rahmengeometrie zu vergleichen.

Nicht berücksichtigt wurde dabei ein (wirklich wahr!) evolutionsbiologischer Ansatz, demzufolge der Mensch früher auf vier Beinen gelaufen sei, daher die Armlänge immer zur Beinlänge korrespondiere und deshalb doch wieder eine Auswahl ausschließlich nach Sattelrohrlänge getroffen werden könne. Den dazu passenden Link finde ich zum Glück nicht wieder.

Dave Moulton, Rahmenbauer in Rente, gibt eine tabellarische Übersicht als Entscheidungshilfe, die neben Sattelrohr- auch Empfehlungen für die Oberrohr- und Vorbaulänge macht. Die Werte ergeben sich neben der Schrittlänge aus der Größe und (was etwas fremd anmutet) der Schuhgröße; aber warum nicht, der Fuß steht schließlich auch auf dem Rad und ist mal mehr, mal weniger gestreckt.

Sucht man im Internet nach elaborierten Meinungen zur Fahrradtechnik, stößt man eher früh als spät unweigerlich auf Sheldon Brown. Bei dessen (immer nett zu lesenden) Ergüssen zum Thema wird noch einmal die Wichtigkeit der Oberrohrlänge betont und gegen die alleinige Auswahl einer Rahmengröße nach Schrittlänge pamphletisiert. Außerdem werden Anleitungen zur Einstellung des Rades sowie eine brauchbare Link-Sammlung zum Thema Frame-Fitting gegeben.

Hilftreich fand ich außerdem eine Belegarbeit zur Erlangung einer A-Trainerlizenz von Markus Brüx. In dieser pdf werden in Kapitel 6 einige bewährte Formeln zur Berechnung der Rahmengrößen genannt.

Schließlich sind noch einige praktische Seiten zu nennen, in denen Körperproportionen eingegeben werden, woraufhin einem die Internetseite ihre Empfehlungen zur Rahmen-geometrie ausspuckt. So gibt einem z.B. Tiemeyer Cycles neben den Standardgrößen auch Empfehlungen zum Sitz- und Steuerrohrwinkel, jedoch ohne jegliche theoretische Begründung oder Darlegung der Berechnung. Ähnlich verhält es sich bei wrenchscience.com, wo einem nach unverbindlicher Anmeldung neben der klassischen Rahmenhöhe auch ein Wert für den „Overall Reach“ (Oberrohr- plus Vorbaulänge) empfohlen wird.

Das kommerzielle deutsche Trainingsinstitut 2peak bietet eine unentgeltliche Exceltabelle zur Berechnung der optimalen Sitzposition. Als sehr praktisch habe ich außerdem ein so genanntes „Body Measurement Worksheet“ von kirkframeworks.com empfunden. Eine Umfangreiche Linksammlung zum Thema bietet cyclemetrics.com.

Zu guter Letzt steuert natürlich auch Deutschlands größtes Radsportmagazin Tour seinen Senf bei: Der Tour-Ratgeber zu Geometrie und Rahmengröße empfiehlt vor allem, ein Verhältnis von Höhe und Länge des Rahmens zu wählen, das neben den Körperproportionen auch daran ausgerichtet ist, ob eher eine sportliche oder eine komfortable Sitzposition gewünscht wird. Darauf, dass es bei Tour so einen Ratgeber gibt, hätte ich schon früher kommen können; gefunden habe ich ihn allerdings erst nach dem Rahmenkauf. So weiß ich jetzt im Nachhinein, dass ich a) ein ungeheures Langbein bin (Gregor Samsa – Bruder im Geiste) und b) ziemlich sportlich auf meinem neuen Hobel sitzen werde.

 

Wohin hat mich das alles geführt? Nach einem Nachmittag der komplett für die Vermessung des eigenen Körpers draufging (Nasenlänge wurde nicht mit einbezogen) wurde das unschlagbare Angebot für einen 2010er Focus Izalco auf der Homepage des südstädtischen Bike Perfect (so viel zum passionierten Internetteilekauf: support your local dealer!) als biometrisch und esoterisch passend befunden. Gerüchteweise spielten Intuition, Überredungs-, Beratungs-kunst und Entgegenkommen des Verkäufers Dariusz Kayser sowie marketingstrategisch beim Käufer impliziertes Image des Rahmenherstellers aber auch eine nicht unerhebliche Rolle. Und hier ist das Teil, das demnächst mit Teilen seines Vorgängers und mit Hilfe des ein oder anderen Weihnachts-euros mit neuen Komponenten bestückt wird um euch (falls der Schnee jemals verschwindet) die Hacken zu zeigen:

Schildburg Süd

Aktuell wurde und wird die südstädtische Severinsstr. aufwendig kernsaniert und (aus subjektiver Sicht) hübsch gemacht. Dieser Fahrradständer passt aber anscheinend nicht ins stadtplanerische Desingkonzept, ist bereits als Ordnungswidrigkeit gebrandmarkt und wird wohl demnächst offiziell entfernt. Dabei gehört er zu einer vom Aussterben bedrohten Art, denn er scheint das einzige Exemplar op dr Vringstraß zo sin. Fahrradständer hat man anscheinend (zumindest bisher) einfach vergessen. Dafür gibt es todschicke, in den ebenerdigen Gehsteig eingelassene Halogenstrahler (gratis-Unterbodenbeleuchtung. Will man uns nötigen per Auto einkaufen zu fahren? Und wenn ja, wo sind dann die Parkplätze?

Radsport = Bonzensport ?

Kürzlich habe ich mir das Schaltwerk ins Hinterrad gehängt. Kostenpunkt der Kombination aus schlechter Einstellung, Krafteinwirkung eines Sprints auf eine denkbar ungünstige Kettenlinie (vorne: rechts; hinten: ganz links) und einem vielleicht nicht ganz verwindungssteifen Rahmen: ca. 100€ für ein neues Centaur-Schaltwerk plus Kette (vorausgesetzt, die Mavic Open Pro ist noch in Ordnung).

Die Erkenntnis, dass es mir auf dem Rennrad möglich ist innerhalb eines Sekundenbruchteils den Gegenwert von 50kg Reis für Pakistan zu verbrennen lässt wohl die Lehman Brothers vor Neid erblassen. Mich führt es jedoch zu der Frage, warum ich mir nur ein so teures Hobby gesucht habe. Kann ich meinen anfälligen Hobel weiter mit Studentenjobs finanzieren oder bleiben die zweirädrigen Boliden eigentlich der Upper Class vorbehalten wie das 3‘er Eisen und kurzgeschorener Fairway? Sowohl wirtschaftlich als auch emotional fühle ich mich beispielsweise mit dem Snob-Sport Nummer 1, Golf, überhaupt nicht verbunden. Kann ein finanzieller Vergleich meiner Leib- und Magensportart Radsport dem aber standhalten? Bei Ebay gibt es bereits für ca. 200€ eine komplette Golfausrüstung, inklusive Tasche und Schlägerschoner. Beim derzeitigen Fixie- und Singlespeed-Hype krieg ich für das Geld bei Ebay gerade mal einen brauchbaren Stahlrahmen von anno dazumal. Wenn die Jahresgebühr für einen günstigen Golfclub bei 100€ liegt, schlägt Golf auch bei den laufenden Kosten das Rad um mindestens eine Radlänge, denn wenn ich davon ausgehe, dass ich pro Saison ein Paar Conti Grand Prix 4000s, zwei mal Lenkerband, zwei Ketten und einmal Schalt- und Bremszüge erneuere, kann ich mit dem Geld noch jedes Jahr die Aufnahmegebühr eines zusätzlichen Golfclubs stemmen. Was fehlt noch auf der Rechnung? Ach ja: Das Lacoste-Polohemd! Aber auch der Radsport hat seine eigene, nicht ganz billige Kleiderordnung und im Feld will ich mich auch nur mit einer Oakley oder Rudy Project erwischen lassen. Doch das kann ich vom Lacoste-Shirt nicht behaupten!

Golf ist vielleicht aus dieser subjektiven Sicht der billigere Sport, aber emotional bleibe ich doch eher dem Radsport verbunden, eben weil er das Bonzenimage nicht hat (oder habe ich etwas verpasst?). Das gleiche gilt wohl auch für Tennis, Squash, etc.

Warum teilt der Radsport – trotz seiner immensen Kosten – aber diesen Schnöselaspekt nicht mit den genannten Leibesertüchtigungen? Nur aus historischen Gründen, also weil Golf & Co. in der Vergangenheit den besser betuchten vorbhalten waren? Oder auch, weil es genug verrückte Ausdauerjunkies gibt, die zwar im Aldi für 20€ Laufschuhe bekämen aber doch lieber den letzten Groschen für ein paar neue Carbon-Puschen zusammenkratzen?

Wie dem auch sei; ich spare mir nun erst mal das Geld für einen steiferen Rahmen vom Munde ab. Wir sehen uns auf der Strecke!

Eine neue R(T)Fahrung

An diesem Wochenende wurde von der Scuderia die erste gemeinsame RTF in der legendären Rund um Köln 2010 Besetzung bestritten. Dazu traf man sich auf neutralem Boden in Wuppertal, um unserem Quotenitaliener Banana-Joe, seines Zeichens Out-of-towner (auf Kölle bezogen) entgegenzukommen.

Der erste Schock traf die Kölner Fraktion am Fahrkartenschalter der Die Bahn, formerly known as Deutsche Bahn: Trotzdem man im VRS-Bereich (zu dem gefühlte 90% der Strecke nach Wuppertal gehören) umsonst unterwegs ist, zahlt man für die Anschlusskarte von Solingen bis Wuppertal stolze 5 €, Fahrrad EXklusive. Ein Ticket von Köln bis Wuppertal ohne Umsonstfahrt im VRS mit 5,90 € komischerweise nur unwesentlich teurer. Da stimmt doch wohl irgendwas nicht, im Zweifelsfall die undurchschaubare Preispolitik der Die Bahn im Verbund mit den rheinischen Verkehrsverbünden.

Vom Wuppertaler Hauptbahnhof gab es dann erst mal einen Kaltstart: 7 km Radfahrt zum Ziel, allesamt bergauf mit bis zu 11% Steigung. Am Start folgte zur Belohnung Kaffe und Kuchen zur typischen Kränzchenzeit von 9:30h.

Kaum auf der anvisierten 111km-Strecke (für die wir uns wegen der Kölschheit der Kilometeranzahl entschieden hatten) unterwegs, haben wir es auch sofort verstanden, das erste entscheidende Hinweisschild zu übersehen. Dies geschah zwar bei dem ein oder anderen folgenden Ortsschildsprint später noch häufiger, war diesmal aber besonders schlimm, da wir es nicht sofort merkten, sondern erst an unserem ersten Kontrollpunkt, der eigentlich hätte unser zweiter sein sollen.

So wurden aus den kölschen 111 km doch nur ungefähr 70. Immerhin waren wir nicht die einzigen Döspaddel, die das vercheckt haben, wir müssen aber auch zu unserer Schande gestehen, das wir das Roadbook nicht eines müden Blickes gewürdigt haben.

Apropos Roadbook: Die Streckenführung der ganzen Veranstaltung war leider ziemlich mau. Die klangvollen Namen der durchfahrenen Städte Witten und Essen klingen nach Ruhrpott und bedeuteten für uns leider größtenteils stark befahrene Straßen und unzählige Ampeln. Der Veranstalter hatte wohl Probleme, sich die 150km-Strecke genehmigen zu lassen. Wir wissen nun nicht, ob es auch behördlich verursachte Schwierigkeiten auf den anderen Distanzen gab, aber schön war das nicht. Nun sind wir als Kölner auch nicht unbedingt ortskundig gewesen, aber die Lokalmatadoren denen wir begegneten waren auch der Meinung, es hätten schönere Strecken gefahren werden können.

Aus sportlicher Sicht waren neben den Anstiegen des nördlichen bergischen Landes besonders die ruhrgebietstypische Städteplanung anstrengend, die es vorsieht, dass hinter jeder zweiten Kurve unverhofft ein neues Ortsschild auftaucht. Zu Beginn wurde gleich eine teaminterne Sprintwertung aufgestellt, deren Auswertung aber schnell wegen der großen Unübersichtlichkeit („Ey, der  kam so plötzlich, der zählt jetzt aber nicht!“), Definitionsschwierigkeiten („Ey, das war gar kein Ortssschild!“) und der zu hohen Zahl der Sprints („Ey, ich habe den zweiten Sprint gewonnen, wie war noch mal der erste?“) eingestellt.

Im Ziel musste dann noch entschieden werden, ob die verpassten Kilometer nachgeholt werden. Bei dem Bratwurstgeruch der uns entgegenschlug war das Team dafür aber nicht mehr zu motivieren, wir sind und bleiben nun mal eine Thekenmannschaft.

Es bleibt zu resumieren, dass es schade ist, dass wir ausgerechnet auf unserer ersten RTF (für einige Scuderianer auch die erste RTF überhaupt) so eine schlechte Strecke erwischt haben. Dennoch verlebten wir einen extrem lustigen Tag mit dem mittlerweile typischen italienischen Wetter der Scuderia (nein, nicht diese fiese graue Regenmatsche des diesjährigen Giro d‘Italia, sondern dieses azurblaue Kaiserwetter welches uns schon bei Rund um Köln und der Tour d‘Energie mit wohligen Temperaturen segnete). Hier noch ein Beweisfoto, dass wir auch tatsächlich in Wuppertal waren. Man beachte den Schwebebahntrack über dem Trackstand!

Am Abend stand dann noch das Thekentraining beim Südstadtkneipenmarathon an, es wurden Höchstleistungen erreicht, der Scuderia-Freizeit-Look in den In-Läden des Veedels zur Schau gestellt Südstadt-Reisepässe ergattert.

Auf in die Schlacht!

Am Montag machte ich mich im Namen der Bikepolo-Abteilung der Scuderia auf den Weg nach Kalk. Dort sollten im Bürgerzentrum Fundfahrräder verkauft werden und ich dachte, man könne dort vielleicht einen günstigen Rahmen zwecks Umbau zum Bikepolobike ergattern. Der Frühling hat aber wohl noch zahlreich andere Kölner auf eine zumindest ähnliche Idee gebracht. So stand ich, obwohl ich pünktlich zum Verkaufsbeginn erschien, dennoch ganz hinten in einer Schlange von schier unüberschaubarem Ausmaß. Ein verängstigt dreinblickender Angestellter der Stadt durchschnitt dann um Punkt 9 Uhr das Flatterband zum Verkaufsbereich und die Meute stürmte los als wäre seit Jahren Krieg und von der UNO würde ein 5-Gänge-Gourmet-Menu verschenkt. Die Menge drückte mich durch die Gänge, die zwischen den stehenden Fahrrädern blieb; alle halbwegs fahrtauglichen Velos waren da jedoch schon in Beschlag genommen und bei interessierten Blicken wurde man vom schneller gewesenem Kunden mit zähne-fletschenden Drohgebärden zurückgewiesen. Als ich tatsächlich noch einen schönen alten Peugeot-Renner zu Gesicht bekam hatte dieser schon längst die Kasse passiert.

Fazit: Ein Computerkauf bei Aldi vor 10 Jahren nimmt sich gegen die Fundfahrradversteigerungen der Stadt Köln aus wie ein Meditationskurs im Altenheim. Ich versuch es besser nächsten Winter nochmal, um nicht noch mal unter die Füße der Touristiker zu geraten und komme zu einer frühen Zeit, zu der alle Hipster mit Singlespeed-Ambitionen noch verkatert im Bett liegen.

 

Sommer in Südniedersachsen

Die Vorhersagen ließen es schon erahnen und der Tag hielt alle metereologischen Versprechungen und versöhnte  am letzten Sonntag 2500 Jedermänner bei der Tour d‘Energie in Göttingen mit dem langen, harten, radsportunfreund-lichen Winter. 25° C, leichter Wind, blauer Himmel und gute Laune bis zum Sonnenbrand.

Die Scuderia traf sich zum „Fitness-Frühstück“, das in der Startgebühr inbegriffen ist und machte sich für die drei Anstiege des Rennens noch mal richtig schwer. Großartiger Nebeneffekt: In gediegener Bierbank-Atmosphäre konnte man sich mit dem sorgfältig im Internet gecasteten Ersatzmann Torsten bekannt machen, der netterweise für gewisse verpeilte Scuderia-Team-Mitglieder einsprang und unsere Team-Wertung somit nicht nur rettete, sondern gleich auch aufbesserte, da er gleich mal die Teambeste Zeit vorlegte. Ein besonderer Dank gilt hierbei auch den Organisatoren und Bademeistern des Rennens, die quasi kurz vor dem Start noch geduldig unsere zahlreichen Ummeldewünsche erfüllten. Leider wurden wir dabei in verschiedene Startblöcke eingeteilt und begegneten uns während des Rennens so gut wie gar nicht. Dabei wäre sicherlich in Hinblick auf die vordersten Platzierungen noch was gegangen, wenn man mir den Sprint angezogen hätte.

Zurück zur Realität und zum Renngeschehen: Die Strecke war auf den ersten 30km voll und die Fahrweise der Felder gewohnt chaotisch. Der Bramwald und der Hohe Hagen taten ihren Dienst und sprengten die großen Felder. Zurück blieben kleine, zum Ziel hin anwachsende Gruppen in denen meistens kaum noch jemand Kraft hatte, Führungsarbeit zu leisten.

Im Ziel waren wir dann zwar nicht die ersten, Johnny, der vorzeige-Sprinter der Scuderia, wurde immerhin dritter eines 70-Mann-starken Feldes, ich hatte zwar im Ziel das richtige Hinterrad, aber zuwenig Kraft und wurde zweiter meiner Gruppe. Neben Torsten, der uns bereits mit einem Weizen (alkoholfrei?) begrüßte hatten wir im Zielbereich aber vor allem eins: Die größte, schönste, lauteste, beste und am geschmackvollsten eingekleidete, Fahnen-schwenkende Crowd, die je bei Jedermannrennen gesichtet wurde. Danke Fans!

Zu den Ergebnissen: Johnny hat sein ehrgeiziges Ziel, mir meine von Rund um Köln mitgeschleppten 4 Minuten Vorsprung abzunehmen knapp verfehlt, steht nun aber trotzdem in der Gesamtwertung des German Cycling Cup genau einen Platz vor mir, da dort die Platzierungen zählen.

Apropos Gesamtwertung des GCC: Ein genialer Schachzug in der Saisonplanung, nämlich direkt die ersten beiden Rennen des GCC in Köln und Göttingen zu bestreiten und sich dann erst auf die faule Haut zu legen, hat dafür gesorgt, dass die Scuderia-Suedstadt in der Wertung der Teams nun auf einem beachtlichen 10. Platz steht. Yeah!

Am Aufstieg zum Bramwald begegnete mir übrigens noch Konkurrenz, die Potential hat, zum Erzfeind stilisiert zu werden: Trotz Tunnelblick konnte ich den Teamnamen eines Fahrers neben mir auf seiner Startnummer entziffern: Dynamo Suedstadt! Ich sammelte alle Luft für einen kurzen Plausch und brachte in Erfahrung, dass die Göttinger Suedstadt gemeint sei. Als er dann noch anfügte, dass Nabendynamo besser passen würde, wurde mir klar, dass die Sauerstoffsättigung in seinem zentralen Nervensystem auch nicht mehr 100%ig sein konnte, also zeigte ich ihm ein verständnisloses Lächeln und mit einem beherzten Antritt das Logo auf meinem Trikotrücken. In der Team-Wertung waren die anderen Suedstädter dann aber leider doch dynamischer.

Ausführliche Ergebnislisten gibt es auf der Seite des Veranstalters GoeSF und beim German Cycling Cup.