Aktuell wurde und wird die südstädtische Severinsstr. aufwendig kernsaniert und (aus subjektiver Sicht) hübsch gemacht. Dieser Fahrradständer passt aber anscheinend nicht ins stadtplanerische Desingkonzept, ist bereits als Ordnungswidrigkeit gebrandmarkt und wird wohl demnächst offiziell entfernt. Dabei gehört er zu einer vom Aussterben bedrohten Art, denn er scheint das einzige Exemplar op dr Vringstraß zo sin. Fahrradständer hat man anscheinend (zumindest bisher) einfach vergessen. Dafür gibt es todschicke, in den ebenerdigen Gehsteig eingelassene Halogenstrahler (gratis-Unterbodenbeleuchtung. Will man uns nötigen per Auto einkaufen zu fahren? Und wenn ja, wo sind dann die Parkplätze?
Eine neue R(T)Fahrung
An diesem Wochenende wurde von der Scuderia die erste gemeinsame RTF in der legendären Rund um Köln 2010 Besetzung bestritten. Dazu traf man sich auf neutralem Boden in Wuppertal, um unserem Quotenitaliener Banana-Joe, seines Zeichens Out-of-towner (auf Kölle bezogen) entgegenzukommen.
Der erste Schock traf die Kölner Fraktion am Fahrkartenschalter der Die Bahn, formerly known as Deutsche Bahn: Trotzdem man im VRS-Bereich (zu dem gefühlte 90% der Strecke nach Wuppertal gehören) umsonst unterwegs ist, zahlt man für die Anschlusskarte von Solingen bis Wuppertal stolze 5 €, Fahrrad EXklusive. Ein Ticket von Köln bis Wuppertal ohne Umsonstfahrt im VRS mit 5,90 € komischerweise nur unwesentlich teurer. Da stimmt doch wohl irgendwas nicht, im Zweifelsfall die undurchschaubare Preispolitik der Die Bahn im Verbund mit den rheinischen Verkehrsverbünden.
Vom Wuppertaler Hauptbahnhof gab es dann erst mal einen Kaltstart: 7 km Radfahrt zum Ziel, allesamt bergauf mit bis zu 11% Steigung. Am Start folgte zur Belohnung Kaffe und Kuchen zur typischen Kränzchenzeit von 9:30h.
Kaum auf der anvisierten 111km-Strecke (für die wir uns wegen der Kölschheit der Kilometeranzahl entschieden hatten) unterwegs, haben wir es auch sofort verstanden, das erste entscheidende Hinweisschild zu übersehen. Dies geschah zwar bei dem ein oder anderen folgenden Ortsschildsprint später noch häufiger, war diesmal aber besonders schlimm, da wir es nicht sofort merkten, sondern erst an unserem ersten Kontrollpunkt, der eigentlich hätte unser zweiter sein sollen.
So wurden aus den kölschen 111 km doch nur ungefähr 70. Immerhin waren wir nicht die einzigen Döspaddel, die das vercheckt haben, wir müssen aber auch zu unserer Schande gestehen, das wir das Roadbook nicht eines müden Blickes gewürdigt haben.
Apropos Roadbook: Die Streckenführung der ganzen Veranstaltung war leider ziemlich mau. Die klangvollen Namen der durchfahrenen Städte Witten und Essen klingen nach Ruhrpott und bedeuteten für uns leider größtenteils stark befahrene Straßen und unzählige Ampeln. Der Veranstalter hatte wohl Probleme, sich die 150km-Strecke genehmigen zu lassen. Wir wissen nun nicht, ob es auch behördlich verursachte Schwierigkeiten auf den anderen Distanzen gab, aber schön war das nicht. Nun sind wir als Kölner auch nicht unbedingt ortskundig gewesen, aber die Lokalmatadoren denen wir begegneten waren auch der Meinung, es hätten schönere Strecken gefahren werden können.
Aus sportlicher Sicht waren neben den Anstiegen des nördlichen bergischen Landes besonders die ruhrgebietstypische Städteplanung anstrengend, die es vorsieht, dass hinter jeder zweiten Kurve unverhofft ein neues Ortsschild auftaucht. Zu Beginn wurde gleich eine teaminterne Sprintwertung aufgestellt, deren Auswertung aber schnell wegen der großen Unübersichtlichkeit („Ey, der kam so plötzlich, der zählt jetzt aber nicht!“), Definitionsschwierigkeiten („Ey, das war gar kein Ortssschild!“) und der zu hohen Zahl der Sprints („Ey, ich habe den zweiten Sprint gewonnen, wie war noch mal der erste?“) eingestellt.
Im Ziel musste dann noch entschieden werden, ob die verpassten Kilometer nachgeholt werden. Bei dem Bratwurstgeruch der uns entgegenschlug war das Team dafür aber nicht mehr zu motivieren, wir sind und bleiben nun mal eine Thekenmannschaft.
Es bleibt zu resumieren, dass es schade ist, dass wir ausgerechnet auf unserer ersten RTF (für einige Scuderianer auch die erste RTF überhaupt) so eine schlechte Strecke erwischt haben. Dennoch verlebten wir einen extrem lustigen Tag mit dem mittlerweile typischen italienischen Wetter der Scuderia (nein, nicht diese fiese graue Regenmatsche des diesjährigen Giro d‘Italia, sondern dieses azurblaue Kaiserwetter welches uns schon bei Rund um Köln und der Tour d‘Energie mit wohligen Temperaturen segnete). Hier noch ein Beweisfoto, dass wir auch tatsächlich in Wuppertal waren. Man beachte den Schwebebahntrack über dem Trackstand!
Am Abend stand dann noch das Thekentraining beim Südstadtkneipenmarathon an, es wurden Höchstleistungen erreicht, der Scuderia-Freizeit-Look in den In-Läden des Veedels zur Schau gestellt Südstadt-Reisepässe ergattert.
Auf in die Schlacht!
Am Montag machte ich mich im Namen der Bikepolo-Abteilung der Scuderia auf den Weg nach Kalk. Dort sollten im Bürgerzentrum Fundfahrräder verkauft werden und ich dachte, man könne dort vielleicht einen günstigen Rahmen zwecks Umbau zum Bikepolobike ergattern. Der Frühling hat aber wohl noch zahlreich andere Kölner auf eine zumindest ähnliche Idee gebracht. So stand ich, obwohl ich pünktlich zum Verkaufsbeginn erschien, dennoch ganz hinten in einer Schlange von schier unüberschaubarem Ausmaß. Ein verängstigt dreinblickender Angestellter der Stadt durchschnitt dann um Punkt 9 Uhr das Flatterband zum Verkaufsbereich und die Meute stürmte los als wäre seit Jahren Krieg und von der UNO würde ein 5-Gänge-Gourmet-Menu verschenkt. Die Menge drückte mich durch die Gänge, die zwischen den stehenden Fahrrädern blieb; alle halbwegs fahrtauglichen Velos waren da jedoch schon in Beschlag genommen und bei interessierten Blicken wurde man vom schneller gewesenem Kunden mit zähne-fletschenden Drohgebärden zurückgewiesen. Als ich tatsächlich noch einen schönen alten Peugeot-Renner zu Gesicht bekam hatte dieser schon längst die Kasse passiert.
Fazit: Ein Computerkauf bei Aldi vor 10 Jahren nimmt sich gegen die Fundfahrradversteigerungen der Stadt Köln aus wie ein Meditationskurs im Altenheim. Ich versuch es besser nächsten Winter nochmal, um nicht noch mal unter die Füße der Touristiker zu geraten und komme zu einer frühen Zeit, zu der alle Hipster mit Singlespeed-Ambitionen noch verkatert im Bett liegen.
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In allerletzter Sekunde saßen wir zum Training auf dem Rad (siehe vorherige Einträge) und in aller letzter Sekunde stellten wir uns auch in den uns zugewiesenen Startblock bei Rund um Köln 2010.
Dieser Text will noch geschrieben werden, aber als Information geben wir schon mal vorweg, dass wir in der Team-Wertung des German Cycling Cup vor dem Team Muax gelistet sind. 😎